Eintritt in den Orden
Nach einer ausgelassenen Mönchsfeier kam heute der Tag der Mönchsweihe. Nach einer kurzen Nacht waren wir morgens um sieben auf dem Weg zu Lais Haus. Zur zeit lebte sie mit ihrer Mutter in ihrem Haus. Beeindruckt hat mich vor allem, dass sie ihr Haus selbst erbaut hat. Eine richtige Powerfrau.
Als wir ankamen waren schon alle hellwach und fertig gemacht. Lai verteilte Bananen und Snacks. Die Nachbarn unterstützen sie und da wir nicht helfen sollten, beobachteten das bunte Treiben. Alle Utensilien für die Mönchsweihe im Tempel wurde zusammengepackt und die anwesenden Gäste verteilten in die Autos oder saßen auf der Ladefläche.
Eine neue Erfahrung auf dem Tempelgelände
Der Tempel („Wat“ im thailändischem) befand sich nur wenige Fahrminuten entfernt und wir könnten sie problemlos zu Fuß zurück legen. Der Grund dafür es nicht zu tun ist, dass Thais nie laufen. Selbst die kürzeste Strecke wird mit dem Roller zurückgelegt. Wahrscheinlich gibt es deshalb so wenige Gehwege.
Befremdlich war es für mich, dass sich hier Trauergesellschaften versammelten. Es standen mehrere Särge am Eingang des Tempelkomplexes, die aufwendig beleuchtet und dekoriert waren. Im Buddhismus dauert die Zeremonie nach dem dem Tod einige Tage. In manchen Gebieten wird der Verstorbene drei Tage nicht berührt, um ihm beim Sterbeprozess nicht zu stören. Anstatt zu weinen, soll die Trauergemeinschaft sich an die schöne Erlebnisse erinnern und dem Verstorbene positive Gedanken mitgeben. Eine weitere Möglichkeit die Trauer zu verarbeiten ist es gemeinsam mit einem Mönch meditieren. Denn nach der buddhistischen Lehre ist der Tod nicht das Ende des Lebens, sondern es besteht aus ein Kreislauf mit Wiedergeburt.
Ich sah die Familie und Freunde wie sie da saßen und gemeinsam gegessen haben. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch nichts von der Beerdigungszeremonie. Aber die offene Weise, wie sie mit dem Sterben und dem Tod umgehen finde ich beeindruckend.
Vorbereitungen zur Mönchsweihe am Tempel
Zwischen den Särgen kam dann ein umgebauter Roller angefahren. Er war vollbepackt mit Dim Sums. Das sind gedämpfte Teigtaschen. Lai hatte das für ihre Gäste organisiert . Zwar war es Bens Feier, aber wie üblich übernahmen die Vorbereitungen und Kosten die Eltern. Zu Vergleichen mit einer Kommunion oder Konfirmation. Nur das Ben über 20 ist und schon lange kein Kind mehr ist. Nach der kleinen Stärkung ging es weiter zum Tempel, in dem Zeremonie statt findet.
An diesem Tag begleiteten erneut traditionelle Tänzer und Musiker die Zeremonie. Wir versammelten uns um den Tempel. Bens Eltern standen in der ersten Reihe und alle anderen folgten ihnen.
Ben saß auf den Schultern eines Bekannten und trug einen weißen Schirm über ihm. Er kleidete sich in seine weißen Gewänder und hielt in seinen Händen eine Lotusblume. Der Tempel wurde drei Mal umkreist. Alle tanzten und feierten. Außer den Mönchen. Diese warteten im Inneren des Tempels auf Ben. Doch davor hatte Ben noch zwei Aufgaben zu erfüllen. Vor dem Eingang befindet sich ein Stein, in dem ein Geist wohnen soll. Mit Hilfe seiner älteren Verwandten stimmte er den Geist milde und kniete vor ihm. Er legte Lotusblumen nieder und sprach ein paar gelernte Paliverse. In Pali sind die Aufschriften von Buddha erfasst und meistens verstehen diese alte Sprache nur Mönche und Gelehrte.
Anschließend brachten Bens Eltern die großen Gefäße mit gefalteten Glücksbringern. In Thailand haben wir öfter Frauen gesehen, die diese in mühevoller Arbeit falten. In ihnen befinden sich Geldmünzen. Zuerst steckte sich Ben ein paar davon in den Mund und den Rest verteilte er dann unter uns. Mit vollen Händen schmiss er sie in die Menge. Jeder versuchte welche zu ergattern. Ich fing ebenfalls welche und freute mich sehr darüber. Sie begleiten uns seit dem in unserem Rucksack.
Einzug in den Tempel
Nun war es fast soweit. Zwei Männer hoben Ben hoch und anschließend schlug er drei Mal an der Schwelle den Türrahmen. Die Schwelle darf übrigens nicht mit den Füßen betreten werden, denn auch da soll ein Geist wohnen. Füße gelten als unrein und sollten niemals auf einen Menschen oder Buddha gerichtet werden.
Im Inneren versammelten sich die Mönche. In der Mitte saß der älteste Mönch der Gemeinde, der die Zeremonie leitete. Die anderen Mönche befanden sich neben ihm. Als Ben ins Innere kam, verneigte er sich vor Buddha und den anwesenden Mönchen. Als nächstes übergab er dem ältesten von Ihnen sein zukünftiges Gewand. Dieser sprach ein paar Verse und Ben durfte dann nach draußen gehen.
Draußen legte Ben seine weiße Kleidung ab und mit Hilfe zweier Mönche zog er das drei teilige orange Gewand an. Seine goldene Kette mit einer Buddha Figur übergab er seiner Familie. Aus dem Grund, dass ein Mönch kein Gold oder ähnliche Wertsachen besitzen darf. Ebenfalls eine Tugend im Buddhismus. An dieser Stelle wurde der Novize zum Mönch. Aber nur äußerlich. Die Mönchsweihe stand noch an.
Als er wieder herein kam, verneigte er sich vor dem Abt drei mal und legte sein Gelübde ab. Ben war vorher im Unterricht, aber es wirkte ein wenig holprig. Glücklicherweise halfen ihm die anderen Mönche und unterstützen ihn. Wahrscheinlich war er einfach zu nervös. Während dessen bekam er seine Almosentasche rumgehangen und verneigte sich erneut mehrmals. Begleitet wurde dies durch wunderschönen Paligesang. Der Klang der wenigen Stimmen hüllte den ganzen Raum aus und es wirkte meditativ. Das war eins der schönsten Erlebnisse für mich.
Die letzten Schritte der Mönchsweihe
Nun stand Ben auf und lief zum Eingang. Dort stand zwischen beiden Eingängen eine Uhr. Hier stellte er sich mit gefalteten Händen davor. Es folgte ein weiterer Teil der Mönchsweihe. Mit Paligesang wurde er in die Gemeinschaft aufgenommen. Zwei Mönche liefen zu ihm und standen neben ihm. Wieder kam Paligesang. Ich spürte sogar leichte Vibrationen. Wirklich der Wahnsinn. Ben kam nach vorne und war nun ein Teil der Gemeinschaft und durfte die Lehren des Buddhas lernen und war somit ein vollwertiges Mitglied.
Die Familie von Ben hatte viele Spenden für das Kloster mitgebracht. Ben überreichte dem Abt Blumen und seine Eltern begannen in seine Almosenschale Reis zu füllen und gaben anschließend die Reisschale weiter. So füllte jeder aus der Familie einen Schöpflöffel in Bens Almosenschale. Reis hat eine besondere Stellung in Asien. Nur Reis kam ohne Verpackung hinein und deshalb waren Gemüse und Soßen separat verpackt. Es gab auch Sachspenden und noch mehr Essen sowie Wasser. Dies kam dem ganzem Kloster zu Gute und nicht nur für ihren Sohn. Die Mönchsweihe neigte sich dem Ende zu. Es blieben nur noch die engsten Familienmitglieder für den Segen im Tempel. Bei der Segnung fasten sich alle einander an, damit der Segen gleichmäßig auf jeden übergeht. Begleitet wieder mit gesungenen Paliversen. Die Zeremonie war damit vollbracht und die Mönchsweihe beendet.
Bens neues zu Hause nach der Mönchsweihe
Nun waren die Anwesenden eingeladen Bens neue Unterkunft zu begutachten und sich mit den Mönchen zu unterhalten. Mit uns wollte sich ein Mönch verständigen, jedoch sprach er nur Thai. Ich hätte zu gern mehr gewusst. Er hat eine glückliche und freundliche Ausstrahlung. Hätte ich die Möglichkeit, so würde ich liebend gern bei ihm in die Lehre gehen. Als Ben verabschiedet wurde, machten sich alle auf dem Heimweg. Inzwischen war es 11 Uhr und die Mönche begangen zu Essen. Selbstverständlich ist jeder dazu eingeladen.
Wer jetzt aber denkt, Ben bleibt ein Mönch und kann nie wieder austreten, der irrt sich gewaltig. Bei den ganzen Tränen und Aufwand habe ich dies erwartet. Aber inzwischen ist es einfach üblich geworden und es wird bei einer Heirat teilweise vorausgesetzt, dass ein junger Mann ein paar Wochen ein Mönch war. Ja genau drei bis vier Wochen wird Ben im Kloster bleiben. Denn im Gegensatz zu anderen Religionen versteht sich dieser Eintritt als Wegweiser und nicht als Verpflichtung auf Lebenszeit. Jederzeit kann er aus, aber auch wieder eintreten. Für Ben hieß es am nächsten Morgen Almosen sammeln. Auch wenn er nur eine kurze Zeit wie ein Mönch lebt, so muss er ebenfalls nach den Ordensregeln leben. Zu seinem Glück stand er aber bei Mama und Bekannten vor der Haustür.
Unsere Reise geht weiter
Wir sind sehr dankbar für den Einblick in dieses Familienfest und wünschen Lai und ihrer Familie alles Gute. Es war toll so aufgenommen zu werden. Vor allem die Kinder haben uns sofort in ihr Herz geschlossen, und umgkehrt. Es gab so viel zu Lachen. Die nächsten Tage verbrachten wir bei Andi in seinem Haus und entdeckten neue Orte in Phuket.
Gemeinsam unternehmen wir mir Andi eine kleine Tour durch Phuket und Rawei. Wir hoffen ihr reist weiter mit uns mit…
Wow. Das ist ein hammer Artikel, der mich noch mehr motiviert. Ich bin Buddhist und möhcte in Thailand für einige Zeit Mönch werden. Wisst ihr, ob das möglich ist? Bekommt man dafür ein Visum?
Hey Marc,
vielen Dank für das tolle Feedback. Auch als „Farang“ ist es soweit wir wissen möglich, in Thailand Mönch zu werden. Dafür sollte man aber etwas Thai sprechen. Das könnte auch eine gute Lösung für ein längeres Visum sein, denn für die Thai-Sprachschule gibt es recht einfach ein längeres Visum als das Touristenvisum. Die Informationen dazu müssten wir aber selbst nochmal recherchieren. Wir schauen mal in den nächsten Tagen, ob wir Dir dazu verbindliche Infos bekommen können.
Liebe Grüße aus Hanoi
Das war ein schöner und sehr interessanter Bericht. Da habe ich doch mal wieder viel gelernt und auch gemerkt, wie wenig ich über diese Religion weiß. Dankeschön!! Beeindruckend waren auch die Bilder. Alles Liebe, M.
Vielen Dank Mama <3
es freut uns sehr, dass Du ein klein wenig mit uns reisen kannst. Wir reisen auch bald mit Dir weiter in andere Länder, versprochen 😉
Liebe Grüße aus Hanoi,
Jana und Alf