Das große Fest einer thailändischen Familie
Es waren schöne Tage auf Koh Lanta und wir reisten wieder nach Phuket. Aber wieso? Aus einem ganz bestimmten Grund: Wir durften bei der wichtigsten Familienfeier eines jungen Mannes dabei sein. Eine Mönchsfeier.
Die meisten waren wahrscheinlich schon mal auf einer Konfirmation oder einer Kommunion. Doch zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns nicht vorstellen was für ein großes Fest es bei einer buddhistischen Familie ist. Die Familienfeier, auf der wir eingeladen waren, ging über zwei Tage und war nicht nur sehr laut, sondern wurde von ganz vielen Tränen begleitet. Wir sind so dankbar ein Teil der Mönchsfeier gewesen zu sein und nehmen euch in diesem Artikel gerne mit.
Aus einem jungen Mann wird ein Mönch
An dem Anlegehafen der Fähre in Phuket wurden wir von Andi, einem alten Freund von Alf abgeholt. Er lebt schon seit ein paar Jahren in Thailand und ist mit einer thailändischen Frau namens Lai liiert. Um ihren erwachsenen Sohn Ben drehte sich das Mönchsfest. Denn aus einem jungen Mann wurde in einer zwei tätigen Zeremonie ein Mönch. Das heißt er wurde in die Gemeinschaft aufgenommen und lebt nach ihren Ordensregeln.
Buddhistische Novizen möchten Mönche werden. Sie leben im Kloster schon nach sehr ähnlichen Regeln wie diese. Die meisten von ihnen haben aber noch stark Kontakt zu ihren Elternhäusern beziehungsweise wohnen dort. In einigen Dingen unterscheidet sich das Leben der Novizen von dem der Mönche. Novizen essen nicht zusammen mit den Mönchen im Kloster. Sie sind nicht dabei, wenn die Ordensregeln vorgelesen werden. Außerdem beichten sie nicht.Erst nach ein bis zwei Jahren wird ein Novize durch die Mönchsweihe zum Mönch. Dazu muss er mindestens 20 Jahre alt sein.
Kinderfest in Rawei bei Phuket
Nachdem wir unser Gepäck in Andis Haus untergebracht haben, fuhren wir noch zu einem lokalen Kinderfest. Es wurde von der Gemeinde veranstaltet. Für die Kinder gab es nicht nur eine Menge unterschiedlicher Spiele, sondern auch eine Tombola mit vielen Geschenken. Hier wurden wir freundlich empfangen und durften uns am Fruchtbuffet bedienen. Schön für uns zu sehen war, wie viel Spaß die Kinder hatten und dass das ganze Viertel zusammen kam. Dort wurden wir mit der übertriebenen Lautstärke konfrontiert. Riesige Lautsprecher standen übereinander gestapelt in der Ecke. Den Thailändern scheint das nichts auszumachen.
Als alle Spielzeugprämien verteilt waren, ging es weiter zum Gemeindezentrum. Dort wurde schon seit dem Morgen alles für den besonderen Tag vorbereitet. Die ganze Familie und Freunde von Lei waren tatkräftig dabei das Essen zu kochen und die Tische aufzubauen. Wir fühlten uns gleich wohl und aufgenommen. Das Essen war leider nicht für uns, den es gab nichts ohne Fleisch oder Fisch. Für uns aber kein Problem, denn wir hatten vorher gegessen. Auch wenn es eine Mönchsfest ist, heißt das nicht, dass vegetarisch gegessen wird.
Vorbereitungen beim Mönchsfest
Das erste Mal sahen wir traditionelle Tänzer und Musiker. Sie wurden extra von Lei eingeladen, um die Zeremonie zu begleiten. Vor dem Tanz servierten ihnen Lais Familie ein reichhaltiges Essen.
Bevor Ben geweiht wurde standen eine menge Vorbereitungen an. Ein ganz wichtiger Teil davon war das Scheren des Kopfes. Zu Beginn schneidet der anwesende Mönch ihm ein Teil seines Haares. Anschließend übergab er die Schere an die Festgesellschaft. Sie schlossen ihre Hände zu einem „Wei“. Damit erweist man seinen Respekt Ben gegenüber und schneidet ihm ebenfalls ein Teil seiner Kopfhaare.
Haare sind ein Zeichen von Schönheit und mit Eitelkeit verbunden. Um sich davon zu lösen (vom Ego lösen) werden die Haare entfernt. Auch ich wurde eingeladen mitzumachen. Ganz ehrlich, es fiel mir schwer einem Fremden Haare abzuschneiden. Ich lernte wie offen und gastfreundlich die thailändischen Familien sind.
Ben verliert seine Augenbrauen
Nun folgte der nächste Schritt. Der Mönch übernahm wieder und rasierte mit einem Rasierer. Das vollständige Scheren war die Aufgabe enger Verwandte von Ben. Und ja auch die Augenbrauen gehören dazu. Wenn man die lange Mähne gesehen hatte, ist es wirklich beeindruckend, dass er danach kein einziges Haar mehr am Kopf trug. Damit bewies er seinen Willen in die Ordensgemeinschaft einzutreten.
Anschließend wusch er seinen Kopf und zog weiße Kleidung an.
Nicht fehlen durfte die goldene Krone. Ein wichtiger Schritt Richtung Mönch war vollbracht. Er lief durch die Reihen und begrüßte und bedankte sich bei seinen Gästen. Lai und er sammelten Geldgeschenke in Umschlägen ein. So kann sich eine Familie eine große Mönchsfeier überhaupt leisten. Dieses Fest ist nur durch die Unterstützung der Gemeinschaft möglich.
Ein schillerndes Familienfest
Inzwischen war es Abend geworden und es kamen andere Tänzer auf der Mönchsfeier zum Einsatz. Dies waren Seenomaden und werden „Sea Gypsys“ genannt. Sie trugen auffällige orange Kleidung und tanzten einen synchronen Fußtanz. Einer von ihnen sang dazu und es war typischerweise wieder unnatürlich laut auf Grund der Lautsprecher. Danach setzten sie sich im Halbkreis auf Stühle und wir tanzten vor ihnen.
Obwohl ich nicht gerne tanze, gab es keine Ausrede für mich. Ich bekam Nachhilfeunterricht im Hüften kreisen. Wie man auf den Bildern sieht, war das nicht nur für die Außenstehenden ein riesigen Spaß. Bei der Hitze und Schwüle wurde das auch echt anstrengend. Wir wollten gute Gäste sein und machten bei allem mit.
Inzwischen war es schon früher Morgen. Wir beide waren mehr als müde und erschöpft nach der Mönchsfeier. Aber von viel Schlaf konnte nicht die Rede sein. Um sieben Uhr morgens ging es weiter. Denn es stand die Mönchsweihe im Tempel an. Übrigens wurde noch bis fünf Uhr früh noch gefeiert. Die Thailänder sind eben hart im Nehmen. Im Gegensatz zu uns beiden, waren sie nicht nur gestylt, sondern ihnen sah man die zwei Stunden schlaf nicht an.